Am 15.08.2016 nahm unser Gründer und Inhaber Jan Tomas Gierke an einem digitalen Fachgespräch mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe teil. Dieses recht neue Veranstaltungsformat ermöglicht in Anlehnung an die bereits bekannteren Webinare, dass die Teilnehmer nicht wie in füheren Zeiten nach Berlin kommen müssen, sondern von zuhause aus mit entsprechender Geräteausstattung und Programmen miteinander diskutieren und kommunizieren können.

Fragesteller und Diskutanten werden über Webcam jeweils zugeschaltet. Wir finden es Klasse, dass nicht nur über Digitalisierung geredet wird, sondern solch effiziente Verfahren auch tatsächlich zum Einsatz kommen.

Die Themenbandbreite war dieses Mal sehr groß: Über die Pflegeversicherung, Telemedizin, Einsatz von e-health in der Versorgungsforschung, Entbürokratisierung, Gesundheitsfonds, Flüchtlingsversorgung und Fortentwicklung des DRG-Systems bis hin zum Präventionsgesetz wurden viele Themenbereiche angesprochen.

Die Teilnehmer des Fachgespräches kamen aus allen Bereichen des Gesundheitssystems: niedergelassene und Krankenhausärzte, Vertreter von Krankenversicherungen und Pflegediensten, Apotheker und Akteure der Gesundheitsindustrie.

Sehr angenehm war, dass auch heiße Eisen wie das laut ärztlichen Teilnehmern „angeheizte“ DRG-System angepackt wurden. Dem klaren Bekenntnis des Ministers zum Fallpauschalensystem fügte er jedoch auch die Notwendigkeit der Fortentwicklung bei, um Überbehandlungen und anderen Fehlentwicklungen zu begegnen. Ein Lösungsansatz zum Thema Überbehandlung war beispielsweise das strukturierte Zweitmeinungsverfahren.

Die Arbeitsbedingungen im Krankenhaus, vor allem in der Pflege, müssen auch aus Sicht des Ministers noch weiter verbessert werden. Pflegezuschlag und Aufwertung der Pflegeausbildung seien erste Schritte in die richtige Richtung. Ein Krankenhausarzt aus Hamburg hatte zuvor die sich stetig verschlechternden Arbeitsbedingungen geschildert und die zunehmende Reduktion der Patienten auf „Umsatzbringer“ kritisiert.

Beim Thema Pflegeversicherung verwies Minister Gröhe auf die durch die neue Gesetzeslage deutlich bedarfsgerechtere Mittelverwendung (es werden nicht mehr nur fachpflegerische Leistungen „im Minutentakt“, sondern auch Entlastungsdienste wie Einkäufe und Spaziergänge berücksichtigt).

Ein Hausarzt mahnte stärkeres Engagement in Bezug auf den sich abzeichnenden Ärztemangel in vielen ländlichen Gebieten an, der zu deutlich höheren Arbeitsbelastungen der Mediziner führe. Hier könnte aus Sicht des Ministers auch die Telemedizin etwas Entlastung für die Ärzte bringen, so sei beispielsweise die Telesprechstunde ab nächstem Jahr abrechenbare Leistung. Auch könnte die Versorgungssituation auf dem Land durch eine stärkere Kooperation zwischen Grund- und Regelversorgungskrankenhäusern und Häusern der Maximalversorgung (auch mit Hilfe digitaler Anwendungen wie Zuschaltung eines Spezialisten bei schweren Fällen) stabilisiert werden.

Zum Thema e-health warf ein Apotheker die Frage auf, inwiefern bereits erhobene Patientendaten mit Hilfe der Pseudonymisierung für die Verbesserung der Versorgungsforschung eingesetzt werden könnten. Hier sieht auch Minister Gröhe einen gangbaren Weg, allerdings immer unter Einhaltung von Datenschutz und Datensouveränität der jeweiligen Patienten.

Allgemein möchte der Minister die Digitalisierung nutzen, um Bürokratie und unnütze Arbeit zu minimieren.

Auf die Frage des Stellenwerts der Prävention im Gesundheitswesen hin verwies Herr Gröhe auf die Erfolgsgeschichte der Zahnvorsorgeuntersuchungen, die Deutschland in den letzten 30 Jahren an die Spitze der Zahngesundheit weltweit gebracht habe. So sollten Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern zukünftig stärker auf den Lebensstil ausgerichtet und auf das Jugendalter ausgeweitet werden.

Es bleibt festzuhalten, dass das neue digitale Veranstaltungsformat der Tiefe und Ernsthaftigkeit der Diskussion keinen Abbruch getan hat. Ganz im Gegenteil schien es so zu sein, dass auch kritischere Fragen eher gestellt und außerordentlich sachlich diskutiert wurden. Weiter so!